Biomedizinische Ansätze
beim Autismus
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Eine kurze Zusammenfassung aller bisher berichten Ansätze 
und ihre Zusammenhänge
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Sonderausgabe WIR ELTERN
September 2003
 
 
Vorwort
Liebe Leser,
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zeitgleich mit Erscheinen unserer 13. Ausgabe geben wir ein kleines Sonderheft heraus, wo wir versuchen, die bisher bekannten Zusammenhänge der Biomedizin beim Autismus in Kürze zu erläutern. Selbst wenn Sie alle unserer biomedizinischen Ausgaben gelesen haben, empfehlen wir Ihnen die Lektüre dieser Ausgabe aus folgenden Gründen:
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Seit der 6. Ausgabe - und das war noch im letzten Jahrtausend - berichten wir über neue Erkenntnisse der Biomedizin beim Autismus. Angefangen hat es mit der Entdeckung von Sekretin und fand seine Fortsetzung mit etlichen neuen Themen. Auch heute noch erhalten wir immer wieder Nachfragen nach alten Ausgaben, weil es immer noch Menschen gibt, die bis dato noch nichts davon gehört hatten.
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Wenn wir vereinzelt alte Ausgaben auf Bestellung verschicken, dann haben wir dabei immer ein ungutes Gefühl, weil nicht mehr alles zeitgemäß ist, was damals gedruckt wurde. Zwar haben wir jeweils in den nachfolgenden Ausgaben darauf hingewiesen, sobald neue Erkenntnisse oder Zusammenhänge bekannt geworden sind, doch haben diese Nachrichten offenbar nicht alle unsere Leser erreicht.
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Aus etlichen Gesprächen ist uns weiter aufgefallen, dass Vielen die Zusammenhänge zwischen den einzelnen biomedizinischen Ansätzen gar nicht oder nur kaum bewusst sind. Dieses Wissen ist jedoch enorm wichtig, um den Sinn des Ganzen zu verstehen. Wenn man sich für sein Kind nur einen einzelnen biomedizinischen Ansatz heraus pickt, welcher einem am besten gefällt, so kann man damit unter Umständen ziemlich enttäuscht werden. Das beste Beispiel hierfür ist die Behandlung mit Sekretin, wo Eltern ziemlich enttäuscht wurden, was unter Umständen hätte vermieden werden können.
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Wir behaupten nicht, dass jedes autistisch behinderte Kind mit jedem biomedizinischen Therapieansatz therapiert werden sollte, aber auf jeden Fall sollte die Notwendigkeit jedes Ansatzes geprüft werden. Diese Sonderausgabe soll Sie in die Lage versetzen, die richtigen Entscheidungen für Ihr Kind zu treffen.
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Bitte beachten Sie abschließend, dass auch die hier niedergelegten Erkenntnisse heute aktuell sind und möglicherweise morgen schon hier und da überholt sein können. In diesem Sinne viel Freude und viele neue Erkenntnisse beim Lesen.
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Ihre Redaktion WIR ELTERN
Eine ganz wichtige Vorbemerkung:
Grundsätzliches zu biomedizinischen Therapieansätzen
Bevor Sie dieses Heft lesen, beachten Sie bitte einen ganz, ganz wichtigen Grundsatz:

Es gibt den (einen) biomedizinischen Therapieansatz gegen Autismus nicht. 

Im Klartext bedeutet dies, dass von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen ein einzelner biomedizinischer Therapie-ansatz Ihrem autistisch behinderten Kind möglicherweise kaum helfen kann. Wendet man jedoch die für Ihr Kind individuell richtige Kombination verschiedener biomedizinischer Ansätze an, dann stellt sich kontinuierlich nach und nach eine vorher nicht mehr für möglich gehaltene Besserung des Wohlbefindens und der Leistungsfähigkeit ein. Wer sich deshalb für biomedizinische Therapie-ansätze beim Autismus interessiert, sollte immer den Grundsatz vor Augen haben:

Nur die individuell richtige Kombination verschiedener biomedizinischer Therapieansätze führt zum Erfolg.

Was für Ihr Kind die individuell richtige Kombination ist, müssen Sie selbst heraus finden. Diese Broschüre als auch die Ausgaben unserer Zeitschrift können Sie bei dieser Aufgabe nur beraten und Ihnen eine "Checkliste" an die Hand geben, was Sie dabei beachten sollten und was Sie nicht vergessen dürfen.

Lassen Sie sich nicht beirren:
Falsche Vorstellungen und Irrtümer
Nachdem sich Wissenschaftler seit einem halben Jahrhundert mit dem Phänomen Autismus beschäftigt haben, jedoch die meisten unserer Kinder trotzdem noch sehr schwer behindert und ihre Prognose sehr dürftig sind, stellen gerade biomedizinische Ansätze den Streif am Horizont dar, der uns Eltern zu Recht hoffen lässt. Dass sich hierzulande diese Ansätze noch immer nicht überall durchgesetzt haben, liegt leider daran, dass es noch viel zu viele falsche Vorstellungen oder Irrtümer darüber gibt. Zum Teil aber werden solche Irrtümer von Gegnern oder Skeptikern dieser relativ jungen Ansätze bewusst gepflegt oder unterhalten, damit ein falscher Eindruck entsteht. Lassen Sie sich deshalb nicht beirren und wir sagen Ihnen auch, warum Sie dies nicht tun sollten:

Irrtum Nr. 1: Eine Behinderung (bzw. Krankheit), ein Arzt, eine Pille! So denken hierzulande leider immer noch sehr Viele. Machen Sie sich davon frei und vergleichen Sie einfach einmal Ihr Kind mit anderen autistisch Behinderten. Sofort wird Ihnen dann klar, dass "Autismus" keine einheitliche Behinderung ist, sondern lediglich eine Sammel-Beschreibung von mehreren Störungen ist, die von Betroffenen zu Betroffenen unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Den typischen Autisten gibt es nicht, weshalb es auch nicht die typische "Autismustherapie" geben kann.

Irrtum Nr. 2: Es gibt für die Wirksamkeit biomedizinsicher Ansätze keine wissenschaftlichen Beweise. Auch dies stimmt so nicht. Dr. Rimland zum Beispiel berichtet von über 15 wissenschaftlichen Studien über die Wirksamkeit von Vitamin B6 bei Autismus. Die Wissenschaftler Shattock und Reichelt führen wissenschaftlich fundiert aus, was Gluten und Kasein bewirken können und Dr. Shaw hat seine Forschungen hinsichtlich Hefen und anderen pathogenen Mikroorganismen veröffentlicht, um nur ein paar Beispiel vorab zu nennen. Keiner der Wissenschaftler hat jedoch je behauptet, die "Pille gegen Autismus" gefunden zu haben und keiner der Wissenschaftler nimmt für sich in Anspruch, dass die von ihm untersuchten Sachverhalte die ganze Wahrheit seien.

Leider werden in wissenschaftlichen Untersuchungen immer nur gewisse einzelne Aspekte untersucht, weshalb es selbstverständlich keine Aussagen darüber gibt, wie eine Kombination wirkt bzw. wirken könnte. Setzen Sie deshalb den Aspekt "Wissenschaftlichkeit" in die richtige Relation und vergessen Sie darüber hinaus nicht, dass die konventionellen Therapiemaßnahmen, denen wir das wissenschaftliche Gütesiegel zuschreiben, relativ oft schon bald an ihre Grenzen stoßen.

Irrtum Nr. 3: Biomedizinische Ansätze machen bisherige Therapieverfahren entbehrlich. Wenn man die Geschichten von Kindern liest, die durch biomedizinische Ansätze alle autistischen Symptome wieder verloren haben, dann wird man feststellen, dass diese Kinder neben der biomedizinischen Therapie auch sehr viele "konventionelle" Autismus-Therapie erhalten hatten. Die Redaktion WIR ELTERN hat Hochachtung vor der Arbeit der vielen Autismus-Therapiezentren. Dass wir darüber nichts berichten, liegt allein daran, dass es über solche Therapieverfahren schon genügend Literatur gibt und es deshalb Unsinn wäre, nochmals darüber zu berichten. 

Ohne biomedizinische Interventionen stoßen konventionelle Therapieverfahren je nach Schweregrad der Behinderung schon bald an ihre Grenzen, die mit der Biomedizin erfolgreich verschoben werden können. Doch auch wenn das Kind dadurch neue Potentiale gewinnen kann, so bedarf es nach wie vor des Therapeuten, um diese auch auszuschöpfen. Beides ist notwendig!
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Vielleicht haben auch wir in der Vergangenheit bei unserer Berichterstattung den Fehler gemacht, dass wir einmal über den Ansatz A, anschließend über den Ansatz B und später über den Ansatz C berichtet haben, ohne dabei genügend die Zusammenhänge zu berücksichtigen. Allerdings sind auch wir von der Redaktion WIR ELTERN immer noch Suchende nach der Wahrheit und oft waren uns gewisse Zusammenhänge zuerst nicht bewusst. Aus diesem Grunde ist auch diese Broschüre etwas anders aufgebaut, als sie es bisher gewohnt waren. Wenn wir nachfolgend einige biomedizinische Ansätze beispielhaft vorstellen, so haben wir versucht, dabei die Zusammenhänge zu beleuchten, soweit diese bisher bekannt sind. Wir können dabei selbstverständlich nicht ausschließen, dass zukünftige Entdeckungen wieder alles in einem anderen Licht erscheinen lassen werden.

Der historisch erste biomedizinische Ansatz und seine Zusammenhänge:
Die Vitamin B6-Therapie
Beim Einstieg in das Thema "Biomedizin und Autismus" muss aus mehreren Gründen immer zu Beginn die Vitamin B6-Therapie genannt werden. Zunächst deshalb, weil dies der erste weltweit bekannt gewordene biomedizinische Ansatz in der Behandlung autistisch behinderter Menschen gewesen war. 

Überall bekannt wurde die Vitamin B6-Therapie durch Dr. Bernard Rimland, Gründer des weltweit bekannten Autismus-Forschungs-Instituts aus San Diego (USA), welcher in zahlreichen Veröffentlichungen von den segensreichen Wirkungen von sehr hohen Dosierungen Vitamin B6 zusammen mit Magnesium berichtete. Autistisch Behinderte, egal welchen Alters, zeigten durch die tägliche Einnahme dieser sehr hohen Dosierungen deutlich sichtbare Verhaltensverbesserungen, indem insbesondere die hyperaktiven unter ihnen dadurch deutlich merkbar ruhiger und damit für ihre Umwelt wesentlich zugänglicher geworden waren.

Als "Sofortmaßnahme" kann diese Therapie auch heute noch empfohlen werden, wenn ein autistisch Behinderter sichtbar unter seiner Hyperaktivität leidet. Bzgl. ausführlicherer Informationen wie zum Beispiel Erfahrensberichte  oder die Höhe der Dosierung (Quellen: Dr. Rimland), dürfen wir auf andere Seiten dieser Webpage verweisen.

Die Vitamin B6-Therapie ist jedoch vor allem deshalb ein sehr guter Einstieg in das Thema Biomedizin, weil anhand ihr die gesamte Problematik sehr anschaulich wird, die wir auf den Seiten zuvor kurz angesprochen haben.

"Solch hohe Dosierungen sind Unsinn und sind schädlich!" kommentierten viele Fachleute Rimlands Berichte. Dabei muss erwähnt werden, dass gerade dieser eine biomedizinische Ansatz durch zahlreiche Studien ein gewisses "wissenschaftliches Gütesiegel" erhalten hatte, weil sogar in placebo-kontrollierten Doppel-Blind-Studien die Mehrheit der autistisch behinderten Probanten positiv auf die Einnahme reagiert hatte. Das bedeutet jedoch auch, dass es eine Minderheit gab, denen die Einnahme nichts oder kaum etwas brachte. 

Ein Autismus-Forscher hat viele Jahre später die Problematik auf den Punkt gebracht: "Es wurde immer untersucht, ob Vitamin B6 wirkt oder nicht!" Wissenschaftlich gesehen wirkt eine Substanz, wenn eine überzeugend große Mehrheit der untersuchten Probanten positiv darauf reagiert, was bei B6 der Fall gewesen ist. "Es kam jedoch niemand auf den Gedanken zu forschen, warum es bei den einen Kindern wirkt und bei den anderen nicht!"

Nur sehr zögerlich näherte sich die Forschung dieser Fragestellung. Zunächst stellte ein niederländisches Forscherteam vor einigen Jahren auf der DAN!-Conference (jährlich stattfindende Autismus-Fachtagung in den USA) die Ergebnisse seiner durchgeführten Studie an autistisch behinderten Kindern vor. Das Ergebnis war erschreckend, weil festgestellt wurde, dass bei einer großen Mehrheit von autistisch Behinderten massive Defizite in Bezug auf essentielle (also lebenswichtige) Nährstoffe (Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, etc.) festgestellt wurde (Einzelheiten siehe 9. Ausgabe). Allerdings gab es für die Defizite keine schlüssige Erklärung. Die bekannte Tatsache, dass viele autistisch Behinderte sehr strenge Vorlieben für bestimmte Speisen haben, rechtfertigte dieses gravierende Ergebnis nicht.

Also musste es am Stoffwechsel der Probanten gelegen haben, dass offensichtlich der Körper autistisch behinderter Menschen die essentiellen Nährstoffe nicht oder nur ungenügend aufnimmt. Entscheidend ist nämlich nicht, was durch den Mund in den Körper eingeht, sondern was von den Därmen absorbiert wird. Doch welche Stoffwechselstörungen sollten autistisch Behinderte haben?

Dr. William Shaw, Autismus-Forscher aus den USA, lieferte in seinem Buch "Biologische Behandlungen bei Autismus und PDD", welches es zwischenzeitlich auch als deutschsprachige Ausgabe gibt, die ersten plausible Erklärungsansätze für diese Phänomene. Dr. Shaw untersuchte seit Jahren die Wirkungsweise von Hefen und anderen pathogenen Mikroorganismen bei Menschen mit Autismus und führte dabei in seinem Buch aus, wie es möglich sein kann, dass verschiedene Stoffwechselvorgänge durch Stoffwechselprodukte von pathogenen Hefen und anderen Mikroorganismen (insbesondere der Hefe Candida albicans) massiv gestört wenn nicht sogar blockiert werden können. 

Gerade Stoffwechselprodukte von Candida albicans sind in der Lage, Stoffwechselvorgänge, die in Zusammenhang mit Vitamin B6 stehen, zu blockieren. 

Damit lieferte Dr. Shaw den ersten Erklärungsansatz dafür, was hinter den Geheimnis der Mega-Dosierungen B6 stecken könnte.

Fragt sich: Was ist mit den autistisch behinderten Probanten, welche in den bereits erwähnten Studien kaum oder nicht merkbar auf die B6-Therapie reagiert haben? Im Prinzip gibt es dafür zwei verschiedene plausible Antworten: Entweder war das Candida-Problem dieser Probanten so stark, dass die massive Einnahme von B6 kaum noch einen Effekt zeigte oder die Kinder hatten noch ganz andere Probleme.

Wie wir in unserer 12. Ausgabe ausführlich berichtet haben, haben Hefen und andere pathogene Mikroorganismen leider noch viel schrecklichere Potenzen, nicht zuletzt deshalb, weil sie Giftstoffe absondern können, die direkt im Gehirn wirken. Anhand des Beispiels der Vitamin B6-Therapie wird recht anschaulich die Problematik der Biomedizin beim Autismus deutlich: 
1.) Wissenschaftliche Studien können mitunter nichtssagend sein, was bei den B6-Studien sehr deutlich wird.
2.) In der Regel steckt hinter dem augenscheinlichen Problem (Nährstoffmangel, insbesondere Vitamin B6) ein ganz anderes Problem (pathogene Mikroorganis-men, insbesondere Candida albicans). 
3.) Wenn eine biomedizinische Maßnahme wirkt (z.B.:  Die Einnahme von B6 führt zur Linderung der Hyperaktivität), dann steckt dahinter in der Regel ein anderes Problem, welches durch diese Maßnahme leider unbehandelt bleibt (notwendig wäre eine Candida-Behandlung). 
4.) Wenn eine solche Maßnahme jedoch nicht gleich wirkt, dann heißt dies noch lange nicht, dass sie nie wirkt. Gerade wenn man weitere vorhandene Probleme erfolgreich behandelt hat, dann zeigen erfahrungsgemäß auch Maßnahmen Wirkung, die vorher versagt haben. 
Ein vorschnelles Urteil wäre deshalb fatal. 

Wunder, Zufall oder Volltreffer?
Zwei Geschichten, die Aufsehen erregten
Im Zuge unserer Berichterstattung der letzten Jahre erzählten wir zwei weltweit Aufsehen erregende Geschichten autistisch behinderter kleiner Jungen, die soweit geheilt werden konnten, dass sie zumindest von außen erkennbar die Anzeichen des Autismus wieder verloren. Auch wenn solche Vorgänge leider nicht beliebig wiederholbar sind, so machen sie uns Eltern doch Mut, weil zumindest grundsätzlich bewiesen wurde, dass Heilung für unsere Kinder nicht länger eine absolute Utopie sein muss. In Kürze werden wir diesen beiden Geschichten nochmals erzählen und dabei zu erläutern versuchen, welchen Nutzen sie für uns und unsere Kinder haben können.

Zunächst war da der kleine Parker Beck, ein autistisch behinderter Junge aus den USA. Parker's Geschichte (WE 6. Ausgabe  sowie Fortsetzung 13. Ausgabe) ist deshalb bemerkenswert, weil bei ihm eine bedeutende Zufallsentdeckung gemacht wurde. 

Parkers Entwicklung war vergleichbar mit der vieler autistisch behinderter Kinder gewesen: Nach und nach hatte er viele bereits erworbene Fähigkeiten wieder verloren, als er eine Infusion des Hormons Sekretin erhielt. Danach nahm wie durch ein Wunder seine weitere Entwicklung eine sehr positive Wendung und er verlor nach und nach die Anzeichen des Autismus wieder.

Es gab viele Berichte von Kindern mit Autismus, die auf Sekretin ähnlich positiv reagierten wie Parker. Aber mindestens genau so viele Kinder reagierten nur sehr schwach oder gar nicht darauf. Da zunächst keine plausiblen Zusammenhänge zwischen Sekretin und Autismus erkennbar erschienen, entbrannte eine mitunter sehr emotional geführte Diskussion bzgl. der Wirksamkeit von Sekretin. Während Eltern in Sekretin verzweifelt den letzten Strohhalm sahen, der ihrem Kind doch noch helfen könnte, stützten sich die Sekretin-Gegner auf falsch interpretierte Studien. 

Diese ersten Studien waren mit dem Ziel durchgeführt worden, herauszufinden, ob Sekretin schädliche Nebenwirkungen entfalten könne. Das Ergebnis war in jedem der publizierten Fälle, dass keine Anzeichen dafür gefunden werden konnten, dass Sekretin schädliche Nebenwirkungen haben könnte. Daneben wurden die ersten Verhaltensbeobachtungen durchgeführt, die so ausgefallen waren, wie es die Elternberichte vorher schon angedeutet hatten: Bei manchen Kindern zeigte Sekretin gute, bei anderen kaum Wirkung.

Leider hat es etliche Zeit gedauert, bis die Wissenschaft damit begonnen hatte, die Zielrichtungen ihrer Sekretin-Studien zu verändern. Während in zahlreichen, mitunter heftig kontrovers diskutierten Studien nur die Fragestellung "Wirkt Sekretin oder wirkt es nicht?" untersucht wurde, begann ein US-amerikanisches Pharmaunternehmen (Repligen Corp.) endlich damit, zu untersuchen, bei welchen Voraussetzungen Sekretin wirkt und bei welchen nicht. 

Dabei hatte bereits Parkers Geschichte ganz deutliche Hinweise gegeben, die allerdings ignoriert worden waren, weil man sich ausschließlich auf die Behinderung "Frühkindlicher Autismus" konzentrierte und alle anderen Störungen beharrlich außer Acht ließ. Parkers Stuhlgang hatte nämlich seinen Eltern Sorge bereitet, weil er immer "un-normal" gewesen war. So geschah die Zufallsentdeckung "Sekretin", als die Funktion seiner Bauchspeicheldrüse untersucht werden sollte. Genau dieser Umstand wurde bei den nachfolgenden Sekretin-Studien entweder außer Acht gelassen oder man fand es nicht als erwähnenswert, nämlich dass Sekretin die Heilung bei einem autistisch behinderten Kind geschafft hatte, welches klar erkennbar unter massiven Stoffwechselstörungen gelitten hat. 

Zur zweiten Geschichte:

Vor einigen Jahren veröffentlichte die US-Amerikanerin Karen Seroussi im amerikanischen ‚Parents Magazine' den Artikel: "Wir heilten den Autismus unseres Sohnes!" Mrs. Seroussi bekam viele Reaktionen darauf und hat danach zusammen mit anderen Eltern ein spezielles Netzwerk (ANDI) gegründet, wo zahlreiche Eltern von ähnlichen Verbesserungen ihrer autistisch behinderten Kinder berichten. Was steckt dahinter?

Der relativ junge Miles Seroussi verlor die Anzeichen des Autismus wieder, nachdem er eine Zeit lang zuvor eine spezielle Diät begonnen hatte. 

Aus der Nahrung wurden strikt die Proteine Gluten (steckt in fast jedem Getreideprodukt) und Kasein (steckt in Milchprodukten) entfernt. Diese spezielle gluten- und kaseinfreie Diät (nachfolgend als gf/kf Diät abgekürzt) brachte also den schier unglaublichen Erfolg, wobei jedoch einschränkend hinzu gefügt werden muss, dass es sich bei Miles auch den anderen Kindern, wo ähnliche Erfolge berichtet wurden, vor allem um relativ junge Kinder mit Autismus gehandelt hat. Wir berichteten darüber ausführlich in unserer 8. Ausgabe und ergänzten die Berichterstattung in der 13. Ausgabe.

Die amerikanische Webseite ANDI enthält eine Fülle von Berichten von Eltern sehr junger Kinder, die durch die Diät die autistischen Symptome ganz oder zu einem sehr großen Teil wieder verloren. 

Was es mit Sekretin als auch mit der gf/kf Diät auf sich hat, lässt sich nur erklären, wenn man viele Zusammenhänge erkennt und beachtet:

Das Geheimnis der Biomedizin beim Autismus:
Die individuell richtige Kombination bringt den Erfolg!
Sie erinnern sich sicherlich noch daran, dass wir unsere Ausführungen mit folgenden Grundsatz begonnen haben: Nur die individuell richtige Kombination verschiedener biomedizinischer Therapieansätze führt zum Erfolg.

Selbst wenn wir Ihnen soeben zwei Erfolgsgeschichten vorgestellt haben, wo augenscheinlich ein einzelner biomedizinischer Ansatz (einmal Sekretin und einmal gf/kf Diät) dem Kind enorm geholfen haben, so sind dies absolute Ausnahmen. Dies wird schon daraus ersichtlich, dass Sekretin bei dem einem Kind gewirkt und bei dem anderen wiederum versagt hat. Wir wollen deshalb in diesem Abschnitt versuchen, die bisher bekannten Zusammenhänge zu erläutern, die zur Annahme dieses Grundsatzes führen:

Ein kleiner historischer Rückblick:
In den Jahren 1943 und 1944 wurde Autismus als das Syndrom "entdeckt", wo sich das Kind "in seine eigene Welt zurück zieht" (Leo Kanner (USA) und Kurt Asperger (A), voneinander unabhängig). Das Syndrom hatte also einen Namen, wobei die Ursachen völlig im Dunkeln lagen. Kanners Patienten kamen vornehmlich aus der US-amerikanischen Mittel- und Oberschicht, aber nicht deshalb, weil es unter den Ärmeren keine autistisch Behinderten gab, sondern weil diese sich einen Besuch beim Psychiater einmal nicht leisten konnten. Da also unter den Müttern von Kanners Patienten viele Geschäftsfrauen zu finden waren, folgerte dieser daraus, dass "die Gefühlskälte der Mütter" den Autismus ausgelöst hätte (Stichwort: "Kühlschrankmütter"). Vielleicht lachen wir heute darüber, aber solche als auch ähnliche Thesen waren eine geraume Zeit lang "wissenschaftlicher Standard".

Anfangs der 1970er Jahre stellte der US-Amerikaner Dr. Carl H. Delacato ein ganz neues Bild vom Autismus auf, jedoch wurden seine Vorstellungen lange Jahre hartnäckig bekämpft oder ignoriert: Delacato behauptete, dass die Verarbeitung von Sinnesreizen, seien es Bilder, Geräusche, Tastsinn, Geschmack oder Geruch, bei autistisch Behinderten massiv gestört sei. Die Betroffenen nähmen die Sinnesreize entweder zu stark oder zu schwach wahr, wobei innerhalb der verschiedenen Kanäle auch Kombinationen wahrscheinlich seien (zu gutes Gehör, zu schwacher Tastsinn z.B.). Ferner behauptete Delacato, autistisch Behinderte hätten Wahrnehmungen, die gar nicht von einem Sinnesorgan stammen, sondern allein im Gehirn erzeugt werden würden (weißes Geräusch oder weißes Rauschen). 

Heute wissen wir, dass Delacato Recht hatte, was zahlreiche Berichte autistisch Behinderter belegen, erst recht seit dem Zeitpunkt, als durch die Entdeckung der "Gestützten Kommunikation (FC)" auch die bis dato sprachlosen autistisch Behinderten sich zu Wort melden konnten. Leider konnte Delacato seine Theorien nicht wissenschaftlich belegen.

So gesehen war es ein gewaltiger Fortschritt, als in den 1990er Jahren die ersten neurologischen Befunde von autistisch Behinderten das Bild der Behinderung auch für die Wissenschaft etwas deutlicher zeichneten. Der US-Amerikaner Dr. Eric Courchesne (San Diego) zum Beispiel veröffentlichte Untersuchungen, wonach festgestellt wurde, dass das Gehirn autistisch Behinderter in gewissen Bereichen weniger Volumen als das von Gesunden aufweisen würde. Ein Therapieansatz konnte jedoch daraus nicht entwickelt werden.

Das gilt auch für die Feststellung, dass der Stoffwechsel gewisser Neurotransmitter (Dopamin und Serotonin) bei autistisch Behinderten gestört sei, dass also die Betroffenen abnormale Spiegel dieser Stoffe aufweisen würden. Neurotransmitter werden im Organismus als Träger von Nachrichten gebraucht. Mit diesen Stoffen werden also auch Schmerz- und Sinnesreize übertragen, womit Delacatos Theorie ihren ersten wissenschaftlich fundierten Background erhielt. Neurotransmitter regeln nämlich in einem komplizierten System, welche Reize wir wie stark wahrnehmen. 

Der Versuch einer medikamentösen Behandlung dieser Störung wird zwar schon seit ihrer Entdeckung unternommen, jedoch ist ein solches Unterfangen sehr schwierig, weil viele Neurotrans-
mitter verschiedene Aufgaben im Organismus erfüllen. Beim Versuch, dort einzugreifen, wo eine Aufgabe nicht mehr (richtig) erfüllt wird, greift die Behandlung auch dort ein, wo bis dato noch alles funktioniert hat. Eine medikamentöse Behandlung im Falle von Störungen im Neurotransmitter-
stoffwechsel führt deshalb in den meisten Fällen zu erheblichen Nebenwirkungen, die ihrerseits behandelt werden müssen. Die Ergebnisse beim Autismus sind deshalb in vielen Fällen heute noch sehr unbefriedigend.

Die Biomedizin schaffte neue Therapieansätze
Neuste Veröffentlichungen durch Dr. Karoly Horvath (USA), welcher an der bereits erwähnten Studie des Pharmaunternehmens Repligen Corp. (USA) maßgeblich beteiligt ist, lassen vermuten, dass Sekretin ein gehirnaktives Hormon ist und vor allem in den Bereichen des Gehirns vorkommt, wo autistisch Behinderte vermutlich weniger Volumen ausweisen als Gesunde. 

Sollte die Vermutung zutreffen, dass Sekretin auch als Neurotransmitter fungiert, so könnte zumindest ein Teil autismustypischen Verhaltens damit erklärt erden. Doch wie erklärt sich die Tatsache, dass die Behandlung mit Sekretin bei vielen autistisch Behinderten keine oder kaum Wirkung gezeigt hat?

Man weiß bisher, dass Sekretin im Dünndarm produziert wird. Sobald sich der Speisebrei vom Magen in den Darm schiebt, wird Sekretin freigesetzt und die Substanz trägt die Nachricht zur Bauchspeicheldrüse, ihren Saft auf den Speisebrei auszuschütten. Dieser Saft enthält Bikarbonat, um den sauren Speisebrei zu entsäuren, weil sonst der Darm davon Schaden nehmen könnte. Er enthält 
weiterhin Enzyme, die zur Verdauung benötigt werden als auch Insulin, welches die Zellen darauf vorbereitet, Zucker aufzunehmen. 

Wenn ein autistisch behindertes Kind auf eine Sekretin-Infusion positive Reaktionen gezeigt hat, dann indiziert dies, das zuvor ein Mangel an Sekretin vorgelegen haben muss. Da Sekretin im Dünndarm produziert wird, ist es logisch, dass man die Spur dorthin verfolgen muss, um die Störung zu lokalisieren. 

So stellte Horvath in einer früheren Sekretin-Studie fest, dass der Dünndarm vieler Kinder vor der Behandlung sehr durchlässig und damit in einem schlechten Zustand gewesen sei. 

Nach der Sekretin-Behandlung habe sich jedoch dieser Zustand bei den meisten erheblich gebessert. Ein beschädigter Darm bedeutet demnach ein Mangel an verfügbarem Sekretin und damit eine mangelnde Stimulierung der Bauchspeicheldrüse. Dies wiederum hat offensichtlich zur Folge, dass die Schäden im Darm nicht heilen bzw. noch schlimmer werden. Diese Teufelsspirale ließ sich offensichtlich durch die Sekretin-Behandlung zumindest bei einem Großteil der Kinder wieder umdrehen, wobei keine Erkenntnisse vorliegen, wie lange dieser Effekt angehalten hat.

Dieser Effekt konnte zwar bei einer großen Mehrheit von autistisch Behinderten Kindern, die an dieser Studie teilgenommen haben, beobachtet werden, aber nicht bei allen. Die Gründe dafür könnten sein, dass diese Kinder entweder in den Därmen so stark geschädigt waren, dass dieser beobachtete Selbstheilungsprozess nicht statt fand, weil eine oder zwei Infusionen zu wenig gewesen waren oder die Ursachen, die den Darm vorgeschädigt hatten, waren immer noch dominant vorhanden. Hatte eines dieser autistisch behinderter Kinder vor der Sekretin-Behandlung bereits (zusätzlich) eine Störung der Bauchspeicheldrüse, so ergibt eine Sekretin-Behandlung ebenfalls keinen Sinn, weil das zu stimulierende Organ selbst geschädigt war. 

Allein schon aus diesen einfachen Schlussfolgerungen wird deutlich ersichtlich, auf was es bei der Biomedizin ankommt: 

Wenn ein Therapieansatz keine Wirkung zeigt, welcher bei anderen Kindern Erfolge gezeigt hat, dann muss weiter und tiefer nach den Ursachen geforscht werden, was den Erfolg verhindert hat. 

Diese Suche kann mitunter sehr lange dauern und über viele Stationen gehen.

Wie wir in unserer 13. Ausgabe berichteten, gab es bei dem kleinen Parker Beck, bei welchem Sekretin wie ein Wundermittel gewirkt hatte, ein kleines, aber sehr bedeutsames Detail, welches wir auch erst vor kurzer Zeit entdeckt hatten:

Zunächst hatte Parker eine Sekretin-Infusion bekommen, auf welche er - wie später viele andere Kinder auch - positiv reagiert hatte. Nach der zweiten Infusion wurde jedoch die Behandlung etwas modifiziert: Erstens bekam Parker täglich Sekretin in kleinen Dosierungen und zweitens wurde dabei eine Lösung benutzt, welche biologisch verfügbaren Schwefel enthält. 

Welche enorme Bedeutung Schwefel in Bezug auf Autismus hat, haben wir in der 
13. Ausgabe ausführlich dargelegt, auf die wir hier aus Kapazitätsgründen leider verweisen müssen.

Parkers Behandlungsmethode hatte zwei entscheidende Vorteile: Zum einen die Dosierung, denn Sekretin kann im Körper nicht lange gespeichert werden, sodass kleinere Dosierungen ähnlich wie die tägliche Insulin-Spritze des Diabetikers sinnvoller sind. Zweitens half die Schwefelverbindung seinem Darm bei der Heilung, denn ein dichter und gesunder Darm braucht Schwefelverbindungen, welche auf den Proteinen sitzen, die die Darmwand auskleiden (Näheres siehe 10. und 13. Ausgabe).

Viele autistisch behinderte Kinder leiden vermutlich unter dem Leaky-Gut-Syndrom, was bedeutet, dass die Darmwand nicht mehr dicht ist. 

Das Ausmaß dieser Störung ist in Bezug auf den Autismus wahrscheinlich noch gar nicht ganz erforscht, doch kommt das, was man bereits weiß, für eine Fülle weiterer Störungen in Frage.

Wenn die Darmwand nicht mehr geschlossen und dicht ist, dann verliert damit eine wichtige körperinterne Barriere ihre Bedeutung. Giftstoffe als auch unverdaute Nahrungsteile können in die Blutbahn und damit in den Körper gelangen. 

Die Folgen können vielfältig sein. Teile unverdauter Nahrung lösen eine Reaktion des Immunsystems und damit eine Allergie gegen dieses Nahrungsmittel aus Giftstoffe können auf das Gehirn und das Zentrale Nervensystem wirken, wenn die zweite körperinterne Barriere, die Blut-Hirn-Schranke dies nicht verhindert. Vier Sorten dieser "Giftstoffe" wollen wir etwas näher betrachten:

1.) "Nahrungs-Morphine"
Wir haben auch über den kleinen Miles Seroussi berichtet, der durch die gf/kf Diät ebenfalls die Anzeichen des Autismus wieder verlor. Diese Diät verhindert, dass "Nahrungs-Morphine" bei der Verdauung von Gluten und Kasein produziert werden, welche vergleichbare Wirkungen entfalten können, wie dies entweder körpereigene Opiate (= Endorphine) oder Morphine bzw. Opiate tun, welche wir von Rauschgiften bzw. Drogen kennen. 

Einen umfassenden wissenschaftlichen Erklärungsansatz gibt es derzeit noch nicht, jedoch sind bereits einige interessante Teilaspekte von Wissenschaftlern erforscht worden. 

So fanden etliche Wissenschaftler, darunter Prof. Dr. Paul Shattock (England) und Dr. Kalle Reichelt (Norwegen) im Urin autistisch behinderter Kinder opioid- (also rauschgift-) ähnliche Substanzen, welche sie als Gliado- bzw. Kasamorphine identifizierten. Unsere 10. Ausgabe enthält die Übersetzung von Prof. Shattocks Aufsatz "Urinary Profiles of People with Autism: possible implications and relevance to other research".

Doch woher kommen diese "Nahrungs-Morphine"? 

Der Biochemiker und Autismusforscher Dr. William Shaw führt in seinem Buch "Biomedizinische Behandlungen bei Autismus und PDD" aus:

Diese schädlichen Morphine entstehen, wenn die Gluten- oder Kaseinproteine nur unvollständig aufgespaltet werden. 

Wie bzw. warum diese Stoffe entstehen, ist noch nicht erschöpfend erforscht worden. Erste Thesen haben darüber haben wir in unserer 11. und 12. Ausgabe veröffentlicht. 

Wenn die Produktion dieser "Nahrungs-Morphine" ein autismusspezifisches Problem ist, dann kommt dafür ein Versagen von Enzymen in Betracht. Forschungen des US-Pharma-Unternehmens Kirkman labs, welches sich auf spezielle Produkte für autistisch Behinderte spezialisiert hat, besagen, dass für diese Vorgänge insbesondere das Enzym DPP IV verantwortlich ist. Es ist deshalb denkbar, dass dieses bei autistisch behinderten Kindern entweder nur unzureichend produziert oder durch andere Einwirkungen blockiert wird. Dafür wiederum sind mehrere Möglichkeiten an Ursachen denkbar, wobei es eher wahrscheinlich sein dürfte, dass nicht nur eine Ursache, sondern mehrere unglücklicherweise zusammen treffen. 

Möglicherweise ist jedoch die Entstehung dieser Substanzen gar nicht das Hauptproblem des Autismus, sondern der durchlässige Darm, welcher nicht mehr verhindert, dass diese Substanzen in die Blutbahn einfließen können (siehe Prof. Shattock, 10. Ausgabe). 

Solange diese Fragen noch nicht geklärt sind, gibt es als sichere Therapie lediglich die gluten- und kaseinfreie Diät.

Da die Einhaltung einer gf/kf Diät schon enorme Anstrengungen erfordert, sind wir Eltern verständlicherweise schon an der baldigen Klärung dieser Frage interessiert, da sich davon möglicherweise weniger belastende Therapieansätze entwickeln lassen. Welche wichtige Bedeutung jedoch bis dahin die Einhaltung einer solchen gf/kf Diät hat, finden wir in der Antwort auf die Frage:

Welche Auswirkungen haben diese "Nahrungs-Morphine"? 

Da unser Gehirn über Opiatrezeptoren verfügt, halten es Wissenschaftler für denkbar, dass diese Morphine damit reagieren und so die Wirkung von Rauschgiften wie Heroin und Morphium nachahmen. Dr. Shaw führt in der neusten Ausgabe (2002) seines Buches weiter aus, dass diese Reaktionen besonders in Bereichen des Gehirns statt finden, die mit Sprache und Hören zu tun haben. 

Die Besetzung von Opiatrezeptoren in unserem Gehirn durch dieses "Nahrungs-Morphine" könnte eine Erklärung für das bereits erwähnte Phänomen (siehe Rückblick) liefern, dass nämlich der Neurotransmitter-Stoffwechsel bei autistisch Behinderten signifikante Unregelmäßigkeiten aufweist. Diese Neurotransmitter regeln nicht nur die Aufnahme und Verarbeitung von Wahrnehmungsreizen, sondern sie regulieren auch Schmerz, Glücksgefühl und Emotionen, was wiederum eine Erklärung für Delacatos Theorien wäre (siehe ebenfalls Rückblick). 

Da sich die Wissenschaft schon länger mit dem Drogen-Problem beschäftigt, liegen hier nämlich bereits umfangreiche Erkenntnisse vor. 

Demnach stören Opiate oder Morphine massiv den Stoffwechsel der Neurotransmitter, indem sie zum Beispiel die Neurotransmitter aus dem Synaptischen Spalt drängen oder ihre Wiederaufnahme blockieren. Ein Reiz wird dann zwar durch das Sinnesorgan richtig aufgenommen, aber wenn die Botschaft durch die soeben vereinfacht beschriebenen Mechanismen innerhalb der Nervenbahnen entweder unterdrückt oder vervielfacht wird, kommt im Gehirn eine ganz andere Information an. So erklären sich Wahrnehmungen, wie sie autistisch Behinderte aber auch Drogenabhängige beschrieben: Zu stark, zu schwach, verzögert, verzerrt bzw. Wahrnehmungen, die es eigentlich gar nicht (mehr) geben dürfte.

Einen ausführlichen Bericht darüber finden Sie in unserer 13. Ausgabe.

Wenn man auf der ANDI-Webpage die vielen Berichte liest, wo Kinder von einer gf/kf Diät profitieren konnten, da fällt auf, dass etliche Kinder zuerst eine Zeit lang strikt die Diät eingehalten hatten und danach mit Sekretin-Infusionen den Durchbruch schafften. 

Auch hier sind noch längst nicht alle Zusammenhänge erforscht. Sollte jedoch die neuste Annahme über die Rolle von Sekretin zutreffend sein, dass Sekretin möglicherweise als Neurotransmitter fungiert (und damit direkt an der Übermittlung von Reizen beteiligt wäre) oder zumindest die Funktion anderer Neurotransmitter reguliert, dann könnte die Präsenz dieser "Nahrungs-Morphine" ein denkbarer Grund dafür sein, wenn eine Sekretin-Behandlung keine oder kaum eine Wirkung zeigt. 

Deshalb können wir nicht oft genug den Grundsatz wiederholen, dass Biomedizin nur mit der richtigen Kombination zum Ziel führt.

2.) Pathogene Mikoben
Die zweite Sorte an "Giftstoffen", welche wir uns näher betrachten möchten, sind wirkliche Gifte, produziert von pathogenen Mikroorganismen, welche den Darm besiedeln. Auch hier können wir nur in aller Kürze auf das Thema eingehen und empfehlen dem interessierten Leser die Lektüre des Aufsatzes "Mikroben und ihre Bedeutung beim Autismus" (12. Ausgabe), wo wir ausführlich auf dieses Thema eingegangen sind:

Mikroben besiedeln unseren Darm, weil wir sie brauchen. Oft wird zwischen den nützlichen, welche für die Verdauung unerlässlich sind, und den schädlichen Mikroben unterschieden, welche auf den ersten Blick bloß Krankheit und Tod bringen. Allerdings hat sich die Natur dabei schon etwas gedacht, denn diese schädlichen Mikroben schaden so lange nicht, so lange das Gleichgewicht im Darm in Ordnung ist. Solange dies der Fall ist, dienen sie uns, indem unser Organismus lernt, mit ihnen umzugehen, denn rings umher in unserer Umwelt sind solche Winzlinge in Scharen vorhanden, vor denen wir uns nur unter Einhaltung größten Hygienemaßnahmen schützen könnten.

Es kann mehrere denkbare Ursachen geben, die zu einer Störung dieses lebensnotwendigen Gleichgewichts im Darm führen können. Auch kann man nicht pauschal sagen, dass alle autistisch Behinderten diese Störungen aufweisen müssen, auch wenn dies sehr wahrscheinlich ist. Wenn man nämlich die Entwicklungsberichte vieler autistisch behinderter Kinder miteinander vergleicht, dann fallen doch gewisse Schnittmuster auf, wonach man mit einer großen Trefferquote eine Verdachts-
diagnose stellen könnte.

Eines dieser Schnittmuster ist, dass vor dem Auftreten der ersten autistischen Symptome unserer Kinder oftmals Krankheiten waren, die mit Antibiotika behandelt wurden. Antibiotika ist nicht grundsätzlich schädlich. Im Gegenteil, denn sie hilft Krankheiten zu behandeln, die ansonsten mitunter tödlich verlaufen könnten. Wenn aber das Immunsystem, aus welchen Gründen auch immer, bei einer längeren oder sich ständig wiederholenden Behandlung mit Antibiotika schon geschwächt ist oder Fehlfunktionen aufweist, dann besteht die große Gefahr, dass die Behandlung die Überwucherung von pathogenen (also schädlichen) Mikroorganismen fördert, wenn nicht gleichzeitig geeignete Gegenmaßnahmen (Probiotika) ergriffen werden. 

Durch die Überwucherung dieser pathogenen Mikroorganismen, allen voran der Hefe Candida albicans, wird das Immunsystem nur noch weiter geschwächt oder gestört, sodass es sich selbst nach Ende der Therapie von allein nicht mehr richtig erholen kann. Dieser Zustand wird bei vielen Kindern mit Autismus beobachtet. 

Wenn Stoffwechselprodukte pathogener Mikroorganismen in die Blutbahn gelangen, dann wirken sie als Gifte und blockieren wichtige Stoffwechselvorgänge. Dies gilt insbesondere für die Hefe Candida albicans, welche unter bestimmten Bedingungen von einer harmlosen Hefe zu einer wahren Giftgasfabrik mutieren kann. Candida sorgt zudem dafür, dass der Darm durchlässig wird. 

Wie wir bereits in dem Abschnitt über die Vitamin B6-Therapie angedeutet haben, stört Candida nicht nur die Verwertung vieler lebenswichtiger Nährstoffe, sondern sie kann auch Enzyme blockieren und Proteine verändern. Die Auswirkungen beschränken sich nicht nur auf den Körper, sondern können auch direkt auf das Gehirn wirken (siehe 11. und 12. Ausgabe).

Das Beispiel "Candida albicans" zeigt ganz deutlich, wie wichtig es in der Biomedizin in Bezug auf Autismus ist, alle denkbaren Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Wenn ein Kind eine massive Candida-Belastung hat, was von vielen autistisch Behinderten berichtet wird, dann ist zum Beispiel die Vitamin-B6-Therapie nur eine Symptombehandlung und auch die gf/kf Diät würde nur zu einem gewissen Teil Erleichterung verschaffen und eine Sekretin-Behandlung verspricht nach dem, was wir bisher wissen, kaum Aussichten auf Erfolg. 

3.) Phenole
Die dritte Sorte an "Giftstoffen", welche wir uns näher betrachten müssen, sind Gifte aus der Nahrung, insbesondere Phenole oder biogene Aminen. Was hat es damit auf sich?

1994 berichtete Dr. Rosemarie Waring (Birmingham) davon, dass 92% der von ihr getesteten Kinder mit Autismus einen Schwefel-Spiegel im Plasma aufweisen würden, der nur 12 % des normalen Levels betrug (siehe 10. Ausgabe). Zu ähnlichen Ergebnissen kamen 1999 auch italienische Forscher. 

Mit der täglichen Nahrung nehmen wir Stoffe wie z.B. Phenole (natürliche Farbstoffe von Pflanzen) oder biogene Aminen auf, die im Körper entgiftet werden müssen. Dies geschieht dadurch, dass diesen Verbindungen Schwefelmoleküle hinzugefügt werden. Geregelt wird dieser Vorgang über das in der Darmwand befindliche Enzym Phenolsulfotransferase, kurz PST genannt. Wenn die Phenole nicht sulfatiert und damit entgiftet werden, dann gelangen sie in die Blutbahn und können Schaden anrichten. Dr. Waring stellte die Vermutung auf, dass das PST-System gestört sein könnte. PST gehört zu der Gruppe der Transferasen, das sind Enzyme, welche die Aufnahme von Stoffen aus dem Darm steuern.

Der amerikanische Arzt und Autismusforscher Dr. Sidney Baker beschreibt dieses System knapp wie folgt: "Dieses System hilft uns, übriggebliebende Hormone, Neurotransmitter und eine große Anzahl anderer giftiger Moleküle loszuwerden. Einige dieser Moleküle stammen aus unserem eigenen Stoffwechsel, wie übrig gebliebene Hormone oder Neurotransmitter, und andere gelangen mit der Nahrung in unserem Körper oder werden von Keimen, die in unserem Darm wohnen, produziert." (Detoxification & Healing; The Key to Optimal Health, 1997)

Phenole werden als Ursache für eine Reihe von Symptomen wie z.B. Migräne, Verwirrtheit oder Hyperaktivität gesehen, weshalb es schon Diätvorschläge gegeben hat, insbesondere farbiges Gemüse zu meiden. Seit jedoch Produkte wie MSM auf dem Markt sind, welche dem Körper biologisch leicht verfügbaren Schwefel zur Verfügung stellen und mit diesen Produkten gute Erfahrungen mit der Einnahme beim Vorliegen der o.g. Symptome gemacht wurden, scheint eine Lösung des Problems gefunden worden zu sein.

Auch wenn noch lange nicht alle biochemischen Vorgänge erforscht sind, so gibt es dennoch mehr und mehr Indizien dafür, das autistisch Behinderte eine Schwefel- oder ein Sulfationsproblem haben. 

In aller Einfachheit und Kürze bedeutet dies, dass für viele biochemische Vorgänge ein Mangel an verfügbaren Schwefelverbindungen herrscht, die dafür unbedingt bebraucht werden.

Möglicherweise ist dies sogar ein zentrales Problem unserer Kinder, weil bei fast allen biomedizinischen Ansätzen, über die wir bisher berichtet hatten, dieses Problem in irgendeiner Weise eine Rolle spielt:

Schutz der Zellen, Entgiftung des Körpers, Aufbau wichtiger Proteinverbindungen, die Wirksamkeit gewisser Hormone, all dies ist bei einem Mangel von Schwefelverbindungen beeinträchtigt. Die deutlichsten Auswirkung jedoch finden wir im Darm, denn ein derartiger Mangel führt zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmwand und damit zu einer Reihe von Folge-Problemen. 

In unserer 10. Ausgabe führt Prof. Dr. Shatttock aus: 
"Normalerweise sind die Proteine, die die Darmwand auskleiden, sulfatiert und bilden in diesem Zustand eine kontinuierliche Schutzschicht der Darmoberfläche. Wo eine ungenügende Sulfatierung vorliegt, klumpen Proteine zusammen und die Schicht wird unzusammenhängend. Das Ergebnis ist eine angestiegene Durchlässigkeit der Darmwand."

Damit potenziert das Schwefel-Problem seine Auswirkungen: Giftige Substanzen werden nicht entgiftet und gelangen zudem durch den durchlässigen Darm in die Blutbahn. 

Das Thema "Mangel an verfügbaren Schwefelverbindungen beim Autismus" haben wir in unserer
13. Ausgabe ausführlich behandelt.

4. Schwermetalle
Unserer Körper braucht in kleinsten Mengen (Spurenelemente) viele Metalle wie zum Beispiel Magnesium, Eisen, Zink, etc zum Funktionieren. Wenn ein Metall diese Eigenschaft nicht hat, sondern im Gegensatz dazu schädlich ist, spricht man in der Biomedizin von einem Schwermetall, was zum Beispiel bei Aluminium chemisch nicht korrekt ist.

Leider zeigen viele Untersuchungen, dass autistisch Behinderte diesbezüglich sehr stark belastet sind, was immer auch die Ursachen dafür gewesen sind.. Eine Reihe von Störungen, wie wir sie beim Autismus kennen, wird jedoch mit dem Vorhandensein von Quecksilber, Blei oder Aluminium (bzw. von Kombinationen dieser Metalle) im Gehirn in Verbindung gebracht, washalb dieses Thema schon relevant ist. (siehe 11. Ausgabe). 

Wenn sich diese Stoffe jedoch einmal festgesetzt haben, dann reichen die Selbstheilungskräfte des Körpers in den seltensten Fällen wieder aus. Dies gilt leider insbesondere für autistisch Behinderte, wo bei vielen das Immunsystem aufgrund der vielen Belastungen nicht mehr ausreichend funktioniert.

Über die Ursachen dieses Problems gibt es heftig kontrovers diskutierte Thesen, doch scheint das Schwefelproblem auch hier eine Rolle zu spielen. 

Lesen Sie dazu bitte Näheres in unserer 13. Ausgabe.

Die individuell richtige Kombination bringt den Erfolg:
Was können wir Eltern für unser Kind tun?
Zu Beginn haben wir den Grundsatz vorgestellt: "Den einen richtigen biomedizinischen Ansatz gibt es beim Autismus nicht bzw. nur in den seltensten Fällen!" Zum Erfolg führt lediglich die individuell richtige Kombination von mehren biomedizinischen Ansätzen. 

Welche dies für Ihr Kind ist, müssen Sie selbst heraus finden, doch sind wir Ihnen dabei gerne behilflich: Im Laufe unserer mehrjährigen Recher-chen haben sich einige 
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ECKPFEILER

der biomedizinischen Autismus-Therapie heraus kristallisiert, auf die man auf jeden Fall achten sollte:

A: Darmsanierung
Lassen Sie Ihr Kind dahingehend untersuchen, ob die Darmflora in Ordnung ist. Von wenigen Ausnahmefällen abgesehen hat es sich durch zahlreiche Berichte gezeigt, dass eine gestörte Darmflora eines der Hauptprobleme autistisch Behinderter ist. Seien Sie jedoch sorgfältig bei der Auswahl des Arztes, denn leider schenken viele Mediziner diesem Problem auch heute noch viel zu wenig Beachtung. Als Beispiel dafür wollen wir kurz erläutern, welche Fehler immer wieder bei der Diagnosestellung, ob eine Candida-Überwucherung vorliegt oder nicht, gemacht werden klönnen:

Grundsätzlich kann die Diagnose durch die Untersuchung von Stuhlproben festgestellt werden. Bei positivem Befund ist eine Therapie unbedingt notwendig. Allerdings wissen wir aus Berichten und eigenen Erfahrungen, dass ein negativer Befund (keine Hefen in der Stuhlprobe) noch kein Signal der Entwarnung darstellt. Mitunter kann sich Candida albicans so sehr im Dünndarm festsetzen oder gar "im Körper verstecken", dass die Hefe mit dem Stuhl gar nicht mehr ausgeschieden wird. 

Bitte beachten Sie deshalb unbedingt die Tatsache, dass je mehr oder je länger eine Überwucherung durch Candida fortgeschritten ist, desto größer die Gefahr eines negativen Befunds ist.

Der US-amerikanische Biochemiker und Autismusforscher Dr. William Shaw berichtet darüber sehr ausführlich in seinem für Laien leicht lesbaren Buch, welches wir nochmals empfehlen.

Dr. Shaw, welcher in seinem Labor THE GREAT PLAINS LABORATORY Tests auf Candida anbietet, hat deshalb einen sichereren Weg gefunden: Egal nämlich, wo sich die Hefe im Körper versteckt, so scheidet sie doch Stoffwechselprodukte aus, sodass Dr. Shaw anhand einer Urinprobe die Belastung mit Candida albicans als auch anderen pathogenen Mikroorganismen viel sicherer bestimmen kann. Bei negativem Stuhlproben-Befund oder für die Kontrolluntersuchungen nach der Behandlung empfehlen wir deshalb dringend, diese nach der sichereren Methode von Dr. Shaw durchführen zu lassen. Wir wissen von vielen Fällen, wo nach einem negativem Befund der Stuhlprobe ein paar Monate später Candida wieder präsent war als wie zuvor.

Die Behandlung von Candida-Überwuchs wird üblicherweise mit dem Präparat Nystatin durchgeführt, welches in Deutschland rezeptfrei in der Apotheke erhältlich ist. Wie wir recht ausführlich in unserer 12. Ausgabe ausführten, raten wir jedoch, diese Behandlung als auch eine sonstige umfassende Darmsanierung nicht ohne einen Arzt oder Heilpraktiker durchzuführen. Doch vergessen Sie bitte nicht unseren Warnhinweis zu Beginn, weil ein falscher negativer Befund verheerende Auswirkungen haben könnte.

B: Gluten- und kaseinfreie Diät
Die Durchführung einer gluten- und kaseinfreien Diät raten wir grundsätzlich allen Eltern, jedoch verstehen wir auch die Ängste, die Eltern davor haben, diese zu beginnen bzw. konsequent durchzuführen. 

Es ist deshalb verständlich, dass Eltern wissen wollen, ob dies bei ihrem Kind überhaupt notwendig ist.

Wenn ein Kind noch relativ jung ist (unter 5 Jahren), dann ist das Ausprobieren der beste Weg, um dies festzustellen.

Innerhalb einer relativ kurzen Zeit (3 bis 6 Monate) zeigen sich in der Regel deutlich wahrnehmbare Verbesserungen.

Um die Notwendigkeit "schwarz auf weiß" festzustellen, sind Urin-Untersuchungen notwendig, die allerdings in Deutschland noch nicht angeboten werden. Wir verweisen Eltern deshalb entweder an das Labor von Dr. Shaw oder an Dr. Reichelt aus Norwegen, wo solche Untersuchungen durchgeführt werden können. 

Leider wird immer wieder der Fehler gemacht, dass dieses Phänomen mit einer Milch- und/oder Weizenallergie verwechselt wird und zur Feststellung, ob eine Diät notwendig ist, Allergietests gemacht werden. Zwar kommt in vielen Fällen eine solche Allergieform hinzu, jedoch hat das Eine nichts mit dem Anderen zu tun. 

Eine Allergie liegt vor, wenn unser Immunsystem auf Stoffe im Blut reagiert. Bei der klassischen Weizen- oder Milchallergie sind dies jedoch andere Stoffe als die durch Gluten und Kasein gebildeten "Nahrungs-Morphine". Schon oft kam es nämlich vor, dass uns Eltern freudestrahlend berichteten, dass Allergietests ergäben hätten, dass das Kind keine Diät mehr brauchen würde. Die Diät (also das Weglassen von Milch und Getreide) hatte also bewirkt, dass keine Allergene mehr im Blut festgestellt werden konnten, jedoch waren die "Nahrungs-Morphine" nach wie vor vorhanden, was anschließende Untersuchungen leider zeigten. 

Wenn Sie deshalb Gewissheit haben wollen, dann müssen Sie auch die richtigen, geeigneten Untersuchungen bei Ihrem Kind durchführen lassen.

Unabhängig davon sollten Sie jedoch schon Allergietests durchführen lassen. Wenn ein Kind nämlich viele Nahrungsmittelallergien hat, dann kommt dies oftmals daher, dass die Darmwand beschädigt worden ist  Bis zum erfolgreichen Abschluss einer Darmsanierung können Sie Ihrem Kind damit helfen, dass sie auf die entsprechenden Lebensmittel verzichten.

C: Schwefel-Problem
Untersuchungen, ob Ihr Kind ein Schwefel- oder Sulfationsproblem hat, sind uns leider nicht bekannt. Sie können Ihr Kind jedoch dahingehend untersuchen lassen, ob es einen durchlässigen Darm hat. Wenn dies der Fall wäre, dann ist ein Sulfationsproblem sehr wahrscheinlich.

Die orale Aufnahme von Schwefel scheint lediglich in der Form von Methyl-Sulphonyl-Methane (kurz MSM genannt) therapeutisch sinnvoll zu sein. MSM ist zwischenzeitlich auch bei uns über das InterNet aus dem EG-Ausland erhältlich. 

Dr. Jeff Bradstreet (Florida) berichtet über gute Fortschritte mit MSN, wenn Kinder extrem schwitzen oder abnormale Gerüche an sich haben und glaubt, dass MSN tatsächlich die PST-Funktion verbessert. 

Dr. Trent Nichols (Hanover, Pennsylvania, USA), berichtet davon, dass MSN sehr hilfreich gegen Nahrungsmittelallergien sei. Eine logische Erklärung dafür wäre, dass durch die Einnahme von MSM die Schwefel-Spiegel im Körper ansteigen und somit die Durchlässigkeit des Darms geheilt werden könnte.

Über die Bedeutung von Schwefel bei der Entgiftung haben wir hier berichtet. Das gilt auch in Bezug auf eine Belastung mit Schwermetallen, doch sind die Zusammenhänge hier wesentlich komplizierter.

Wie wir in unserer 11. Ausgabe ausführten, wo wir ausführlich dieses Thema behandelt haben, ist es unbedingt notwendig, eine Fachperson bei der Behandlung hinzu zu ziehen. Vor allem Zahnärzte, die Amalgam-Ausleitungen durchführen, kennen sich auf diesem Gebiet sehr gut aus. Über das Ausleitungsverfahren machen wir deshalb an dieser Stelle nur die Bemerkung, dass spezielle Stoffe (genannt Chelatoren oder Chelatbilder) eingenommen werden müssen, welche in der Lage sind, Schwermetalle im Körper zu binden und auszuscheiden. Diese Stoffe sind in der Regel spezielle Schwefelverbindungen.

Bzgl. der Diagnose gibt es zwei Alternativen: Die erste wäre die Untersuchung einer Haarprobe, die zweite ein Provokationstest. Dieser sieht so aus, dass Chelatbilder eingenommen werden und anschließend eine Urinprobe untersucht wird. Wir raten dringend, bei einer negativen Haarprobe trotzdem auf einen Provokationstest zu bestehen, weil mitunter die Haarprobe - vergleichbar mit der Stuhlprobe bei Candida - einen falschen Negativbefund liefern kann.

D: Sonstiges
Es ist weiterhin empfehlenswert, das Kind auf Nährstoffmängel untersuchen zu lassen, um gezielt Nährstoffe (Vitamine, Mineralien und Spurenelemente) geben zu können. 

Wie wir eingangs berichtet haben, zeigen leider viele autistisch Behinderte massive Mangelerscheinungen auf. Als Sofortmaßnahme, die sich durchaus über einen längeren Zeitraum erstrecken kann, sind deshalb Nährstoff-Präparate absolut notwendig, um dem Kind zu helfen. Bitte beachten Sie jedoch, dass dies nur eine Symptom-Behandlung ist und die Ursachen tiefer liegen (Darm vor allem).

Was die Sekretin-Therapie betrifft, so halten wir diese für die Therapie der Zukunft, jedoch raten wir derzeit davon ab, weil die Konzepte noch lange nicht ausgereift sind. Wenn Sie sich jedoch dennoch dafür entschieden und einen Arzt dafür gefunden haben, dann beachten Sie bitte unsere Ausführungen hinsichtlich Sekretin, damit Sie sich vor einer unnötigen Enttäuschung bewahren. Wenn Sie diese beachtet haben, dann ist vielleicht Sekretin das Mittel, mit dem Ihr Kind den Durchbruch schaffen kann.

Wer - aus welchen Gründen auch immer - keine gluten- und kaseinfreie Diät einhalten kann oder will, sollte zumindest über die Einnahme von Verdauungsenzymen nachdenken. Wie es derzeit den Anschein hat, ist dies zwar kein vollständiger Ersatz für die Diät, doch kann es dem Kind doch merklich helfen. Das sinnvollste Enzympräparat dürfte derzeit DPP IV von Kirkman (USA) sein.

Noch zwei Bemerkungen dazu: Wesentlich unkomplizierter ist das Weglassen aller Milchprodukte. Allein schon diese Maßnahme hat bei sprechenden autistisch Behinderten schon viel bewirkt. Trotz der strikten Einhaltung einer gf/kf Diät sollten autistisch Behinderte (mit Ausnahme der ganz jungen Kinder) spezielle Therapiemaßnahmen zur Förderung der Wahrnehmungsverarbeitung durchlaufen, um das Gehirn nach jahrelanger Gewöhnung an den Missbrauch wieder richtig zu trainieren. Wir empfehlen dafür die Heim-Programme von Dr. David Delacato (Sohn und Nachfolger von Dr. Carl H. Delacato). Weitere Ausführungen darüber in unserer 13. Ausgabe.

Schlussbemerkungen:
Bitte beachten Sie bei allen biomedizinischen Ansätzen unbedingt, dass eine umfassende Heilung ihre Zeit braucht und nicht von heute auf morgen geschieht.

Vernachlässigen Sie darüber hinaus konventionelle Therapieverfahren nicht. Die Biomedizin schafft in vielen Fällen nur die Grundlagen, auf die weiter aufgebaut werden muss.

Sobald uns genügend neue Informationen vorliegen, werden wir in der 14. Ausgabe weiter berichten. Wann dies der Fall sein wird, können wir aus verständlichen Gründen nicht sagen. Wir werden die Ausgabe auf jeden Fall auf unserer Homepage rechtzeitig ankündigen.

Wir hoffen, dass unsere Ausführungen soweit verständlich gewesen sind, dass Sie uns gut folgen konnten.Ansonsten hätten wir hier einen letzten Hinweis für Sie: Klicken Sie einfach hier.

Ihre Redaktion WIR ELTERN