< zurück zur Startseite >

Hinweise für erziehungswissenschaftliches Arbeiten

EW

Pädagogik,
Psychologie, Soziologie

Allgemeine Informationen/Tipps zur Erstellung einer Facharbeit
für HEP 3s und HEP 2i

Dipl. Päd.  R. Schleich 

Diese Hinweise sind als Tipps zu verstehen, sie können  als Anregung dienen. Sie müssen nicht übernommen werden!!!!!

          0. Vorbemerkungen

Die folgenden Hinweise sollen helfen, (speziell empirische) Forschungsarbeiten zu analysieren, zu beurteilen und selbst zu gestalten. Die Hinweise können somit als Anhaltspunkte für die Abfassung und Qualitätsbeurteilung von Diplomarbeiten dienen.
Wissenschaftlichen Untersuchungen liegt vereinfacht folgende Logik zugrunde:
(1) Entdeckung und Formulierung eines Problems
(2) Beschreibung der theoretischen Zusammenhänge sowie deren empirische Prüfung
(3) Verwertung der Untersuchungsergebnisse im Hinblick auf weitere Arbeiten.

1. Problemstellung (Phase der Entdeckung)

Ein Problem ist eine relativ komplexe Situation (z. B. theoretischer oder praktischer Art), deren Veränderung (z. B. Lösung) notwendig ist, wozu aber geeignete Verfahren fehlen. Darüber sollte die Beschreibung der Problemstellung in Form von Behauptungen (Thesen) bzw. "ungelösten Fragen" Aufschluß geben. Je prägnanter der (die) Verfasser(in) die Problemstellung formulieren kann, umso leichter fällt die Lösung. Sinnvoll bzw. notwendig kann es auch sein, das (vorläufige) Gesamtproblem in leichter zu bearbeitende Teilprobleme zu gliedern.
Sinnvollerweise sollte das gewählte Problem überschaubar sein, damit es mit angemessenem Aufwand bearbeitet werden kann. Die Problemstellung sollte neue theoretische Gesichtspunkte enthalten, muß aber nicht unbedingt völlig neu sein, sondern kann auch auf ungelösten Fragen früherer Arbeiten aufbauen. Der Wert einer Arbeit hängt auch davon ab, wie notwendig oder dringend die Lösung des jeweils bearbeiteten Problems ist.

2. Auswertung früherer Arbeiten auf dem Gebiet (Phase der Exploration)

In diesem Teil soll der (die) Verfasser(in) den möglichst aktuellen "Stand der Wissenschaft" darstellen. Zweckmäßigerweise orientiert er/ sie sich dabei zuerst an Forschungsüberblicken und Sammelreferaten. Darauf aufbauend ist eine gezielte Durchsicht der passenden Arbeiten möglich. Ebenso ist es nützlich, frühere Arbeiten im Hinblick auf ungelöste Fragen oder Fehler kritisch zu untersuchen. Dabei ist natürlich die bearbeitete Problemstellung im Auge zu behalten. Üblicherweise wird man aufgrund seiner Analyse der früheren Arbeiten die eigene Problemstellung verändern müssen.
Bei den notwendigen Zitaten der Verfasser früherer Arbeiten müssen die am Schluß beiliegenden "Richtlinien für Quellennachweise" durchgängig eingehalten werden (siehe auch 9. Literaturverzeichnis).

3. Zielsetzungen der eigenen Arbeit

Die eigenen Ziele müssen sich nachvollziehbar aus der Problemstellung sowie den früheren Arbeiten ergeben. Daher sollte der (die) Verfasser(in) seine (ihre) Beweggründe und Erkenntnisziele klar darlegen. Dabei wird auch (nochmals) zu begründen sein, warum gerade das bearbeitete Problem lösungwürdig und wichtig ist.

4. Theoretische Annahmen und Hypothesen

Annahmen enthalten wesentliche, vernünftig bzw. theoretisch begründbare Voraussetzungen der Arbeit. Der (die) Verfasser(in) sollte alle Annahmen erläutern, welche die Qualität und Aussagefähigkeit der Untersuchung betreffen können.
Hypothesen (Theoriesätze) sind Aussagen, die aus einer allgemeineren Ttheorie abgeleitet werden. Diese Ableitung ist nachvollziehbar zu erklären bzw. zu begründen Ebenso ist zu beadhten, daß Hypothesen im Rahmen der Arbeit geprüft , d. h. prinzipiell prüfbar formulierr werden sollen. Die Formulierung von Hypothesen muß daher auch einen deutlichen Bezug zur Problemstellung und den Zielsetzungen aufweisen.
Theoretische Hypothesen und Annahmen enthalten Begriffe und Variablen. Auf deren Definition sollte der (die) Verfasser(in) besondere Sorgfalt verwenden. Z. B. erleichtert eine klare Variablenbeschreibung (Operationalisierung) die Entwicklung geeigneter Forschungsmethoden sehr. Ebenso ist die übersichtliche Zusammenfassung in einem Variablenplan zweckmäßig.
Die für die eigene Arbeit bedeutsamen begrifflichen Grundlagen, Annahmen und Hypothesen sind auch aus den früheren Arbeiten abzuleiten bzw. auf diese zu beziehen.

5. Forschungsmethoden

Der Untersuchungsplan (Forschungsdesign) muß sich logisch nachvollziehbar dazu eignen, die eigenen Zielsetzungen mit den gewählten Forschungsmethoden (z. B. empirische Untersuchung, hermeneutische Analyse und Interpretation) zu erreichen.
Die Beschreibung des Untersuchungsplanes sollte jedenfalls die theoretisch abhängigen und unabhängigen Variablen enthalten. Dabei sollte der (die) Verfasser(in) besonders auch die Hypothesen und Annahmen berücksichtigen.
Damit die Arbeit mit den verfügbaren Mitteln realisiert werden kann, sollte der Untersuchungsplan nicht zu kompliziert sein - auch wenn dadurch die Erkenntnisse bzw. Forschungsziele beschränkt werden. Diese Warnung gilt besonders für experimentelle und quasi-experimentelle Vergleiche (z. B. Experimental- gegen Kontrollgruppe, "vorher" gegen "nachher").
Die Grundgesamtheit der untersuchten Fälle oder Personen sollte in allen relevanten Merkmalen so detailliert wie nötig beschrieben werden. Dies gilt in besonderem Maße für die verwendete Stichprobe (bzw. Teilmenge der Grundgesamtheit), weil sie über die Aussagefähigkeit der Untersuchung entscheidet. Ebenso sollte man begründen, warum die gezogene Stichprobe angemessen ist.
Die verwendeten Methoden sollten eine möglichst hohe Qualität aufweisen. Beispielsweise sollten Erhebungsinstrumente (z. B. Fragebogen) tatsächlich genau das erfassen, was der Forscher messen möchte (oder vorgibt). Der Güte der eingesetzten Forschungsmethoden ist bei ihrer Beschreibung besonderes Augenmerk zu schenken. Günstig ist es, nicht möglichst viele, sondern möglichst schon bewährte Verfahren einzusetzen, für die Erfahrungen vorliegen (z. B. statistische Kennwerte). Neue Instrumente sollten vorher mit einzelnen Personen bzw. Personengruppen der interessierenden Grundgesamtheit getestet werden.
Die Durchführung der Untersuchung umfaßt die methodisch-organisatorischen Details der Datenerhebung. Diese Beschreibung sollte idealerweise anderen Forschern ermöglichen, die Untersuchung zu wiederholen.
Die Auswertungsverfahren sind nur dann ausführlicher darzustellen, falls sie nicht allgemein üblich und bekannt sind (z. B. Eigenentwicklung eines statistischen Verfahren).

6. Darstellung der Ergebnisse

Die Ergebnisdarstellung besteht aus
(a) Beschreibung des benutzten Datenmaterials und der Stichprobe,
(b) Verteilungen der Rohdaten und
(c) statistischen Kennwerten und Prüfmaßen (z. B. Zusammenhangsmaße).
Bei der Ergebnisdarstellung sind die Problemstellung sowie die Zielsetzungen und Hypothesen zu beachten!
Zur besseren Übersicht sind Tabellen, Abbildungen und Diagramme zu verwenden. Diese Zusammenstellungen sollten idealerweise ohne Kenntnis des Textes verständlich sein. Hierbei sind möglichst nur gängige Abkürzungen zu verwenden, jedenfalls aber zu erklären.

7. Interpretation der Untersuchungsergebnisse

Bei der Interpretation werden die gefundenen Ergebnisse vor allem im Hinblick auf (a) die eigenen Ziele sowie (b) die theoretischen Hypothesen erläutert und erklärt. Interpretationen enthalten auch (subjektive) Bewertungen über die Bedeutung der Ergebnisse für die Lösung der bearbeiteten Problemstellung.
Dabei ist zu berücksichtigen, daß aufgrund der Daten auch andere Interpretationen möglich sein können. Deswegen sollte der/ die Verf. auch zumindest auf plausible Alternativerklärungen bzw. -hypothesen eingehen.

8. Schlussfolgerungen

Hier ist zunächst eine Zusammenfassung der Ergebnisse und deren Interpretation zu geben. Sie soll einerseits dem Leser (nochmals) den Stellenwert der Arbeit verdeutlichen und andererseits die anschließende Diskussion der Ergebnisse sowie daraus zu ziehende Schlußfolgerungen vorbereiten. Diese Diskussion sollte sich schwerpunktmäßig den wichtigsten Interpretationen und möglichen Alternativerklärungen widmen.
Jede Arbeit hat bestimmte Schwächen. Es gehört zur wissenschaftllichen Moral, auf diese Beschränkungen und ungelösten Fragen hinzuweisen. Dazu dient der Aufweis der wesentlichen Grenzen der Untersuchung. Aufgrund dieser Erkenntnisse sollte der/die Verf. auch Hinweise auf zukünftige Arbeiten und allfällige Verbesserungen geben.

9. Literaturverzeichnis (Quellennachweise)

Im Literaturverzeichnis müssen die (und nur die) Quellen nachvollziehbar verzeichnet sein, welche im Textteil der Arbeit zitiert wurden (siehe Richtlinien nächste Seite!).
Zweckmäßigerweise sollte die Form des Literaturverzeichnisses den allgemein anerkannten Richtlinien (z. B.von Zeitschriftenverlagen) entsprechen.

10. Anhang (optionell)

Alle zum Verständnis des Textteiles nicht unbedingt wesentlichen Tabellen und sonstigen Materialien können in einem Anhangsteil zusammengestellt werden. Beim Umfang des Anhanges sollte man sich strenge Beschränkungen auferlegen.

Hinweise für Zitate und Quellennachweise

1. Angaben im Text der Arbeit
Grundsatz: Jede aus anderen Arbeiten übernommene Aussage muß durch eine entsprechende Angabe im Text belegt werden!
1.1 Wörtliches Zitat:
FOPPA, MEYER & CARLSSON (1988, S. 142) bemerken: "Die Generalisierbarkeit der Aktivierungshypothese ist am ehesten experimentell festzustellen"; oder:
"Die Generalisierbarkeit der Aktivierungshypothese ist am ehesten experimentell festzustellen" (FOPPA 1968a, S. 14).
1.2 Sinngemäßes Zitat:
Wie auch FOPPA & GRONER (1969, S. 314) feststellen, eignen sich zur Überprüfung dieser Hypothese am besten experimentelle Tierversuche; oder:
Nach Meinung anderer Autoren eignen sich zur Prüfung dieser Hypothese am besten experimentelle Tierversuche (vgl. FOPPA 1968a, S. 14f.; MEILI 1970, S. 30).
1.3 Sekundäres Zitat (möglichst vermeiden!):
Bereits PAWLOW bemerkte zu dieser Frage: "Im Tier sind wir und das Tier ist in uns" (zit. nach ENGELMANN 1983, S. 27ff.).
2. Angaben im Literaturverzeichnis
Alle Angaben im Text müssen im Literaturverzeichnis auffindbar sein!
Die dazu notwendige Ordnung ist (1) alphabetisch nach Verfasser-Nachnamen und - falls notwendig - (2) nach Erscheinungsjahr vorzunehmen.
Die Grundstruktur jeder Angabe im Literaturverzeichnis soll so aussehen:
NACHNAME(N), abgekürzte(r) Vorname(n) des (der) Verfasser(s)(Erscheinungsjahr).
Titel der Arbeit. Allfälliger Untertitel. Quellenangabe.
Falls von einem Verfasser mehrere Arbeiten in einem Jahr vorliegen, sind sie durch Kleinbuchstaben nach der Jahreszahl zu kennzeichnen.
Quellenangaben sind in folgenden Varianten möglich:
(1) bei Monografien
Erscheinungsort(e): Verlag.
Beispiel:
SCHULZ VON THUN, F. (1981). Miteinander reden: Störungen und Klärungen. Hamburg: Rowohlt Verlag.
(2) bei Beiträgen in Sammelwerken
In: abgekürzte(r) V.(en) Herausgebername(n) (Hrsg.): Titel des Sammelbandes. Erscheinungsort(e): Verlag, S. Nummer - Nummer.
Beispiel:
SCHULZ, F., HORST, K. & MANDL, W. (1983). Störungen in der zwischenmenschlichen Kommunikation. In: M. Friedl & M. J. Ganther (Hrsg.): Zwischenmenschliche Kommunikation. Theorien, Probleme, Ergebnisse. Hamburg: Rowohlt Verlag, S. 123-156.
(3) bei Zeitschriftenbeiträgen
Name der Zeitschrift, Jahrgang, S. Nummer - Nummer.
Beispiel:
GRAMPUS, H. & NICKLAS, E. (1985). Weihnachten: Fluch oder Segen? Zeitschrift für Streßforschung, 13, S. 412-455.
(4) bei unveröffentlichten Arbeiten
Unveröff. Art der Arbeit. Ort: Name der Forschungsinstitution.
(Art der Arbeit ist z. B. Diplomarbeit, Dissertation, Forschungsbericht, Manuskript)
Beispiel:
RUPRECHT, K. (1989). Zum Einfluß gestörter Familienbeziehungen auf die Entwicklung der Leistungsmotivation bei Kindern. Unveröff. Diplomarbeit. Linz: Institut für Pädagogik und Psychologie der Universität Linz.